EINE DOKUMENTATION
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Bau und Streckeneröffnung Der Bahnhof befand sich weit außerhalb der Stadt auf einem 734 x 83 Meter großen Planum. Auf ihm war ein Verwaltungsgebäude (heute Empfangsgebäude), ein Güterschuppen, eine Lokomotiv- Remiese sowie eine Post-Remiese errichtet. Die Bauarbeiten wurden vom Bauinspektor Bertsch beaufsichtigt. Der 27,75 Kilometer lange Streckenteil von Rottweil nach Tuttlingen wurde von den Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen (K.W.St.E.) am 15. Juli 1869 eröffnet.

Das Empfangsgebäude Tuttlingen

Das dreigliedrige Stationsgebäude von 1869 in Seitenlage aus gelben Sandsteinquadern errichtet, verfügte über ein dreistöckigen, leicht vorspringenden Mittelbau, der beidseitig von einem zweistöckigen Anbau abgeschlossen wurde. Das Bauwerk besaß jeweils ein Mezzanin (Halb- oder Zwischengeschoss) sowie flache Walmdächer. Im Erdgeschoss markierten drei gekoppelte (breite Türöffnungen durch Stützen unterteilt) und gereihte Rundbogentüren (mit Rahmen aus rotem Sandstein zusammengefasst) den Eingangsbereich. Die Rundbogenfenster im Erdgeschoss verfügten ebenfalls über rote Sandsteinrahmen. Die Obergeschosse hatten Rechteckfenster mit roten Fensterrahmen und Schlagläden. Im Erdgeschoss gab es eine Eingangshalle, Wartesäle mit Buffet für die verschiedenen Fahrklassen, Fahrkarten -und Gepäckschalter, einem Postamt sowie weitere Diensträume. In den Obergeschossen waren Wohnungen für die Bahnbediensteten entstanden. Weitere Streckeneröffnungen, Ausbauten oder Änderungen Der Weiterbau des 20,12 Kilometer langen Reststücks zum damaligen badischen Grenzbahnhof Immendingen erfolgte am 26. Juli 1870. Eine 37,08 Kilometer lange Verbindung von Tuttlingen nach Inzigkofen durch das Donautal folgte am 27. November 1890. Diese wurde aufgrund militärischer Planungen 1873 nach Tuttlingen verlängert. 1928 begannen die Planungsarbeiten für einen neuen Bahnhof, der in Stil der späten 1920er Jahre (Weimarer Zeit) mit für die Gegend unüblichem Flachdach gebaut werden sollte. Der Bau wurde notwendig, da der Bahnhof seine Kapazitätsgrenze erreicht hatte. Dafür musste die Donau auf die andere Talseite verlegt werden. 1932 wurden die Gleise, die einem Großstadtbahnhof entsprach, für den neuen Bahnhof verlegt. Es entstanden zwei Außen- und Inselbahnsteige mit bis zu 350 Meter Länge. Im Südosten entstand der Güterbahnhof mit Ablaufberg sowie etliche Freilade- und Hallengleise. Für die Sicherheit wurden drei Stellwerksgebäude errichtet. Im Südwesten entstand ein Bahnbetriebswerk mit siebenständigem Ringlokschuppen und einer 21 Meter Drehscheibe. Der Personenbahnhof besaß acht Hauptgleise und 154 Weichen sowie 24,6 Kilometer Gleise. Die Gleisanlage erstreckte sich über drei Kilometer. Das am 29. September 1933 an neuer Stelle, im Stil der neuen Sachlichkeit errichtete Stationsgebäude, lag zwei Kilometer außerhalb der Stadt und halb auf badischem und halb auf württembergischem Gebiet.

Das zweite Empfangsgebäude

Das aus Tuffstein errichtete, symmetrische, dreistöckige Gebäude in Seitenlage besaß in der Gebäudemitte eine zurückgesetzte Empfangshalle mit großen Rechteckfenstern über den Eingangstüren. In der Eingangshalle gab es eine Seitenhalle mit Fahrkarten- und Gepäckschaltern. Gegenüber lagen die Zugänge zur Bahnhofswirtschaft und dem Gepäckraum sowie zum Warteraum. Von der Eingangshalle gelangten die Reisenden durch einen Personentunnel zu den Bahnsteigen. In den Obergeschossen lagen weitere Diensträume und Wohnungen für die Bahnbediensteten und dem Wirt. Eine Güterabfertigung nebst Güterschuppen befanden sich auf der Ortseite. Der Bahnhof besaß eine Güterabfertigung und gehörte 1938 zur Rangklasse I. Weitere Streckeneröffnungen, Ausbauten oder Änderungen Der alte Bahnhof wurde nach der Eröffnung des neuen Stationsgebäudes abgebaut und die Steine zum Bau eines neuen Wohnhauses verwendet. Die 8,21 Kilometer lange Eisenbahnlinie (Gäubahn) von Tuttlingen nach Hattingen (Baden) begann am 15. Mai 1934 mit dem Betrieb. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 wurde der Bahnhof mehrmals von Bomben getroffen. Dabei wurde der Westflügel des Stationsgebäudes beschädigt. Erst 1948 fuhren die ersten Züge wieder nach Stuttgart. 1957 waren alle Schäden im Bahnhof beseitigt. In den 1960er Jahren baute die Deutsche Bundesbahn (DB) die Gleise zurück. 1977 erfolgte die Elektrifizierung der Gäubahn. 1992 verkaufte die DB das Güterbahnhofsgelände an die Stadt Tuttlingen, den Westflügel des Empfangsgebäudes an einen Investor. Das Bahnbetriebswerk kaufte ein Bahnliebhaber. Der Ostflügel verblieb bei der Deutsche Bahn AG (DBAG) und wurde 1994 saniert. 1995 stellte die DBAG den Fahrkartenverkauf ein und schloss den Gepäckschalter. Ein Reisebüro wurde im Stationsgebäude eingerichtet. Das Stellwerk 2 wurde von der DBAG aus dem Betrieb genommen. Am 3. September 2004 wurde das Stellwerk 1 und das Reiterstellwerk von 1933 aus dem Betrieb genommen und alle drei Stellwerke abgerissen. Die Gleisanlage wurde später bis auf das Wesentliche zurückgebaut. Was hat sich verändert, was ist geblieben Das Empfangsgebäude ist erhalten und wird zur Hälfte noch von der DBAG genutzt. Dieser Teil wurde vermietet. Das Bahnbetriebswerk wurde ebenfalls verkauft und wird als Museum genutzt.
Die Eisenbahn “kam” am 15. Juli 1869 nach Tuttlingen. Also 34 Jahre nach der Eröffnung der ersten Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth 1835. Tuttlingen hatte zu diesem Zeitpunkt 7.031 Einwohner (Ende 2022 waren es 37.458 Einwohner).
Filmbild Tuttlingen Obere Neckartalbahn Plochingen Immendingen Donautalbahn Tuttlingen Sigmaringen

Bahnstation Tuttlingen

Planung und Konzession 649,0
Bilder Tuttlingen
Bahnhof 1848
Luftaufnahme
Bahnhof von 1933
Bahnhof 1848 Bahnhof 1848